Wiederaufbau der Alten Synagoge Stavenhagen

Verfall und Rettung der Synagoge

Der Stavenhagener Tischler Carl Dubbert, der die Synagoge und das ehemalige jüdische Gemeindehaus 1939 erworben hatte, starb 1952. Die Synagoge, die zu diesem Zweck mit einer Zwischendecke und zusätzlichen Fenstern und einer Tür nach Osten versehen worden war, diente bis ca. 1970 als Tischlerei und Holzlager. Dann stand sie leer und verfiel. Die jüdischen Spuren in Stavenhagen drohten vergessen zu werden, und die Synagoge wurde lediglich als marodes und baufälliges Hinterhof-Gebäude wahrgenommen. Noch zu DDR-Zeiten wurde die Synagoge allerdings unter Denkmalschutz gestellt und bautechnisch dokumentiert.

Nachdem die Jewish Claims Conference keine Ansprüche auf die Synagoge und das Gemeindehaus geltend gemacht hatte, wurden diese 1994 auf die Erbengemeinschaft von Carl Dubbert übertragen und von dieser auf seine Enkelin Rosemarie Rieger. Sie sanierte unter Einsatz städtischer Fördermittel das baufällige Vorderhaus zu einem Wohn- und Geschäftshaus, für den Wiederaufbau der Synagoge fand sich jedoch lange keine Lösung. Sie drohte völlig einzustürzen, und als die Stadt Stavenhagen 1996 endlich eine Notsicherung vornehmen ließ, musste das südliche Drittel des Gebäudes abgetragen werden; das Material wurde eingelagert.

Schließlich wurde im Mai 2011 auf Initiative von Dorothee Freudenberg, der Amadeu Antonio Stiftung und des Stavenhagener Stadtpräsidenten Klaus Salewski der Verein „Alte Synagoge Stavenhagen e.V.“ gegründet.  Zu den Gründungsmitgliedern zählt neben dem Mecklenburgischen Landesrabbiner William Wolff auch Rosemarie Rieger. Sie übertrug dem Verein das Erbbaurecht über das Synagogengrundstück mit der Auflage, das Gebäude wieder so herzurichten, dass es dem Gedenken an die Juden Stavenhagens dient und für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann.

Die Fördermittel in Höhe von 240.000,00 € für den ersten Bauabschnitt stellten das LEADER –Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Landesdenkmalamt Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung. Mit der denkmalgerechten Sanierung der Synagoge beauftragte der Verein die Architekten Andrea Ruiken und Michael Vetter, die bereits die Synagoge in Röbel wiederaufgebaut hatten. Im April 2013 begannen endlich die Bauarbeiten und die Gebäudehülle wurde im selben Jahr errichtet. Für die Außenwände und bei der Dachdeckung konnten geborgene originale Eichenbalken und Ziegel eingesetzt werden, was den Denkmalwert des Gebäudes erheblich steigert.

Auch für den zweiten Bauabschnitt wurden zunächst Kosten in Höhe von 240.000,00 € kalkuliert. Diese Mittel kamen aus dem Denkmalschutzsonderprogramm der Bundesregierung und wiederum aus dem LEADER-Programm und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, außerdem sorgte der Verein für erhebliche private Spenden. Weil sich die Bereitstellung der Mittel verzögerte, konnte mit der Instandsetzung des Innenraums erst im Juni 2015 begonnen werden, sie ging dann jedoch zügig voran. Das Deckengewölbe wurde mit Holz verschalt, der Fußboden ausgehoben und zu etwa einem Viertel mit den alten, geborgenen Ziegeln belegt. Aus Kostengründen verzichtete der Verein auf eine moderne Fußbodenheizung und begnügt sich mit einem historischen Holzofen. Auf den Fachwerkmauern wurde historischer Lehmputz aufgebracht und mit einer Schablonenmalerei verziert, die dem Muster auf einem erhaltenen Mauerrest entspricht. Auch für das Holzgitter der Frauenempore fanden sich Überreste als Vorlage, die erhaltene Eingangstür erwies sich als so schadhaft, dass sie nachgebaut werden musste. Die Flügelfenster und Rundfenster mit Davidsstern in der Ostwand sind bleiverglast. Neben einem Stehpult hatte man auch ein Brett mit aufklappbaren Lesepulten gefunden, das, ergänzt mit neuen Elementen, wieder in die Ostwand eingelassen ist.

Erwerb und Umbau des Hauses Malchiner Straße 34

Um die wiederaufgebaute Synagoge für kulturelle Veranstaltungen und für die Bildungs- und Jugendarbeit nutzen zu können, erwarb der Verein das kleine leerstehende Haus Malchiner Straße 34. Den Umbau plante und leitete der Stavenhagener Architekt Hans-Dieter Albrecht, die Gestaltung des Grundstücks übernahm die Firma Tom Knoche, Neukahlen. Im Erdgeschoss befinden sich die erforderlichen Toiletten und eine Teeküche, im Obergeschoss ein kleiner Versammlungs- und ein Büroraum. Den direkten, barrierefreien Zugang von der Ostpforte der Synagoge durch den Hofgarten ermöglichte die Großzügigkeit der Nachbarinnen Adelheid und Silvia Waldau, die dem Verein den hinteren Teil ihres Hausgrundstücks in der Malchiner Straße 36 schenkten. Hierfür gebührt ihnen großer Dank. Gefördert wurde das Bauvorhaben (insgesamt 210.000, €) vom Land Mecklenburg-Vorpommern, der Städtebauförderung und der Jost-Reinhold-Stiftung, Ankershagen, außerdem wiederum großzügige private Spenden.

Am 15. Juli 2017 fand die feierliche Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge Stavenhagen statt. Siehe hierzu Newsletter 2017-4.